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Dr. Karl Kriechbaum I www.humanoptima.com
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sehr anpassungsfähig - wenig veränderbar
Wir Menschen sind sehr anpassungsfähig,
aber als Erwachsene wenig veränderbar.
Unser Gehirn besitzt eine beeindruckende
Plastizität.
Es ist äußerst entwicklungs-,
lern- und anpassungsfähig, potenziell sehr leistungsfähig, kreativ und
intelligent.
- Wir Menschen können
(fast) unbegrenzt neue Informationen, Zusammenhänge, Erkenntnisse und
Erfahrungswerte speichern.
- Wir Menschen können uns sehr stark an neue
Gegebenheiten anpassen - z.B. um Vorteile zu erzielen oder um Nachteile zu
vermeiden, um wesentliche Bedürfnisse zu befriedigen, um persönliche
Interessen durchzusetzen, um Lust zu steigern oder um Unlust mindern.
Wir Menschen sind aber
im Erwachsenenalter nur
sehr wenig
veränderbar. Warum?
- Wir sind das Ergebnis unserer Erbanlagen und
Erfahrungen im bisherigen Leben. -
Eigenschaften, die wir vor allem als
Babys, Kinder oder auch Jugendliche aufgrund der Umstände (Verhalten der
wesentlichen Bezugspersonen, Ereignisse, Verhältnisse) lernen, uns
aneignen, sind stark verankert und somit sehr stabil. - Der Antrieb für
unsere Aktivitäten hat laut moderner Hirnforschung einen unbewussten,
subkortikalen (oft sehr alten)
Ursprung. Unsere Initiativen stammen weitgehend aus uns
(zumindest vorerst) nicht bewussten Quellen, die kortikale Prozesse
aktivieren, welche wiederum Kognitionen und Emotionen, also Meinungen und
Empfindungen (etwas zu wollen, etwas zu müssen, etwas zu schaffen, etwas
nicht zu schaffen, etwas könnte passieren, man werde angenommen oder
abgelehnt) entstehen lassen und so bestimmte Verhaltensweisen auslösen.
- Die Evolution hat anscheinend dafür gesorgt, dass geprägte
Eigenschaften (verankert in den subkortikalen Gehirnregionen) nicht mehr
oder zumindest kaum mehr verändert werden können.
Perineuronale Netze, Zucker-Protein-Komplexe, umgeben bestimmte
Zellkörper, Dendriten und Synapsen im Zentralnervensystem. Diese Netze
sind an der Entwicklung neuronaler Aktivität, der Signalübertragung und
wahrscheinlich auch an der Regeneration von Nervenzellen beteiligt. Sie halten
vermutlich gegebene Nervenzellen-Verbindungen aufrecht und sorgen so
dafür, dass das Gehirn wesentliche Lerninhalte (vor allem in der Kindheit
Gelerntes und mit ausgeprägten Emotionen gekoppelte Informationen) nachhaltig speichert. Veränderungen
werden somit eingeschränkt.
Dieser an sich sehr
sinnvolle Schutzschirm erweist sich aber vor allem dann als Nachteil, wenn
wir durch negative Erfahrungen unvorteilhafte, beeinträchtigende
Eigenschaften besitzen, die auch bei großem Engagement kaum zu
modifizieren sind. - Was wir aber können: durch
bewusst-willentliche, präfrontal-kortikale Denkprozesse gegen die subkortikalen Prozesse ein
Veto einlegen, diese 'overrulen' und (zumindest für eine gewisse
Zeit) korrigieren. Wenn wir das richtig, häufig und kraftvoll machen, dann
lernen wir stetig dazu, es wird mit Fortdauer immer leichter, rascher und
wirkungsvoller funktionieren. - Jedoch: die zugrundeliegenden
Eigenschaften bleiben vermutlich vorhanden. Wir können nur
besser, konstruktiver und erfolgreicher damit umgehen. Zwei
wesentliche Bedingungen sind dabei zu beachten: 1. Entspanntheit - denn bei Stress steigt das Risiko, dass die alten,
mächtigen Programme wieder voll durchschlagen. 2. Achtsamkeit - denn die ersten unerwünschten Reaktionen können
oft noch gut
abgefangen und neutralisiert werden ... je stärker negative Emotionen und
Stress werden, desto schwieriger wird es, erfolgreich bewusst-willentlich
einzugreifen.
Umlernen: Die
synaptische Plastizität ermöglicht ein effizientes
und nachhaltiges Lernen in bestimmten Entwicklungsstufen
- in den sog. kritischen Perioden. Im unreifen Gehirn
sind die Neuronen sehr aktiv und feuern wild durcheinander. Der von den
Parvalbumin-Zellen ausgeschüttete Nourotransmitter GABA
steuert die Hirnplastizität. Nur synchron feuernde Synapsen überleben, die
asynchron feuernden werden gehemmt und schließlich gekappt. Am Ende der
kritischen Periode sinkt die Fähigkeit des Gehirns, die Synapsen zu
stutzen. Perineuronale Netze bilden Bremsen,
indem sie sich um die heranreifenden Parvalbumin-Nervenzellen wickeln und
die Synapsen an weiteren strukturellen Änderungen hindern = Ende der
kritische Periode. Bestimmte Enzyme wie die Chondroitinase
lösen die perineuronalen Netze auf und ermöglichen damit den Beginn einer
kritischen Periode. In solchen Perioden kann es mit Hilfe eines
begleitenden Trainingsprogramms sehr erfolgreich gelingen, wie
Versuche zeigen, Sehschwächen
oder Ängste abzubauen.
Tiefe Entspannung
fördert die Ausschüttung von GABA, um bis zu 27% durch
eine einstündige Meditationsübung, was die Plastizität deutlich
steigern kann. Quelle: Prof. Takao K. Hensch, Harvard Medical
School in Boston, Spektrum der Wissenschaft, Mai 2016
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